Das Ende einer Ära
Heute also war es so weit:
Das letzte Zmorge im Café Leutwyler. Familien, Freunde, Nachbarn und Stammgäste waren da, brachten Geschenke mit und genossen ein letztes Mal ihr bevorzugtes Produkt. Spürbar war – natürlich – eine gewisse Wehmut. Aber auch viel Dankbarkeit!
Es ist mir in den letzten Wochen schon aufgefallen – seit der Ankündigung, dass Leutwylers in die wohlverdiente Pension gehen werden: Das Café hat in vielen Familien im Flecken und der Umgebung tiefe Spuren hinterlassen. Selbst ich, die ich noch keine vier Jahre hier bin, habe wunderschöne Erinnerungen an feine Zmorge, göttliche «Gomfi», einen Nidlechueche, der sogar an Mamis Kuchen rankommt, an Begegnungen im Garten, in der Gaststube, an der Fasnacht, an den Märkten …
Heute habe ich einige Gespräche mitgehört, die mich berührt haben:
Erwachsene Menschen, die mit Geschenken gekommen sind, um sich zu verabschieden – und die Frau Leutwyler schon kennt, seit sie noch stehend unter den Tischen durchwuselten. Fast verlegen nahm die
Gastgeberin die Geschenke entgegen, gerührt, bewegt – und, wie sie selber sagt, mit etwas Respekt vor der Zeit, die nun kommen wird, ohne das Café … Jedenfalls ohne "ihr" Café.
Denn, wie sie nicht müde wird zu betonen:
Es ist ja nicht das Ende des Cafés und der Bäckerei, sondern nur das Ende einer Ära. Es geht weiter … Das ist ihr wichtig, dass es eine Nachfolge gibt. Dass das Café und die Bäckerei nicht
einfach ein weiteres, leeres, historisches Gebäude werden, sondern ein Ort, wo man sich trifft, zusammen schwatzt, eine Zeitung liest, auf jemanden wartet oder jemanden verabschiedet. Hier sollen
noch viele Kinder unter den Tischen durchwuseln, viele Gäste Geburtstags- oder Hochzeitstorten bestellen, Muttertagsgeschenke kaufen oder ein paar Pralinen, als Trost für einen Patienten im
Spital. Das Café, ihr Café, soll und wird in neuer Form weiterleben.
Und vielleicht, irgendwann, wenn sich das alles etwas gesetzt hat, sitze ich dann mit Frau Leutwyler selbst mal bei Maier … und sie darf einfach nur geniessen. Verdient hätte sie es alle Mal!
Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an Familie Leutwyler, aber auch an die Serviererinnen, die Verkäuferinnen und die Hände im Hintergrund. Alles Gute euch allen!
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Pascal Leutwyler (Sonntag, 18 Oktober 2015 17:58)
Vielen Dank. Das ist SEHR schön geschrieben :-)
Habe den Link meinen Eltern gesandt, sie werden sich freuen diese Zeilen zu lesen.