Sepp Keller und seine Familie zählen zu jenen, die das ganze Jahr über unterwegs Abfall zusammensammeln und ihn in die dafür weiss Gott reichlich zur Verfügung stehenden Abfalleimer schmeissen.
Dass sich Bad Zurzach an den Clean-up-Days beteiligt, ist ihm deswegen ein
Herzensanliegen.
Und dieses Jahr hat's geklappt:
Clean-up-Days oder Fötzelitage gibt es schon seit Jahren an verschiedenen Standorten. Letztes Jahr wurde die Aktion erstmals zentralisiert und dokumentiert, auf einer eigenen Website. Schon damals hätte Sepp Keller gerne mitgemacht, doch für die Gemeinde kam die Anfrage etwas zu kurzfristig.
Aber für dieses Jahr hat man ihm Unterstützung zugesagt – und diese auch erhalten. Am Freitag begrüsste der Gemeindeschreiber, Daniel Baumgartner, die Freiwilligen persönlich, händigte Handschuhe aus – und Instruktionen, wie wir uns, nach getaner Arbeit, bei einem Gratisimbiss stärken konnten.
Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände erfolgte die Publikation etwas spät, so dass am Freitag und am Samstag jeweils nur ein kleiner Trupp los marschierte. Sepp Keller verteilte die Sammlerinnen und Sammler auf unterschiedliche Quartiere, verteilte Kehrichtsäcke und ein paar Greifer aus seinem Privatbesitz.
Ich stapfte tapfer ohne los, quer durch den Kurpark Richtung Entenwiese. Natürlich hob ich bereits auf dem Weg zu "meinem" Quartier das eine oder andere auf … Die Strassen bei den Einfamilienhäusern sind generell recht sauber, entlang dem Bahndamm, der Badstrasse, bei Spielplätzen und Sitzbänken lag am meisten Abfall rum. Und ziemlich früh kam ich zur Erkenntnis, dass ich mich pro Zigarettenstummel hätte sponsorn sollen: Da wäre ein Vermögen zusammengekommen! Und nein, das gilt nicht nur für dieses Quartier, sondern zählt zu den Erfahrungen, die wir alle gemacht haben.
Kleiner Exkurs zu Zigarettenstummel
Zigarettenstummel machen bei vielen Sammelaktionen bis zu 60% des Abfalls aus. Die Filter enthalten Zellulose, deren Abbau 10 bis 15 Jahre dauert. Diese ist angereichert mit Teer, Nikotin und weiteren Giftstoffen, die beim Abbau ins Wasser geraten. Ein Zigarettenstummel verschmutzt durchschnittlich 30 bis 40 Liter Wasser. Vögel und Nagetiere nutzen die Stummel zur Polsterung der Nester – und vergiften die Kleinen, kaum sind sie auf der Welt.
Besser:
A) Nicht rauchen (konnte ich mir nicht verkneifen)
B) Selber drehen, ohne Filter (ist dann halt nicht so gesund)
C) Greenbutts verwenden
D) Ein kleines Döschen mit sich führen, Stummel darin sammeln und Zuhause in den Restmüll geben.
Wirkung auf die Umwelt
Noch vor dem eigentlichen Sammeltag führte ich auf Social Media Diskussionen, wie nachhaltig solche Aktionen überhaupt seien? Ob man da nicht ein falsches Signal sende – im Stile von: Ich
kann wegschmeissen, was ich will, irgendjemand räumt es dann schon weg?
Mag sein. Ich finde, wenn es sauber aussieht, haben die Leute vielleicht etwas mehr Hemmungen, etwas wegzuschmeissen. Und der direkte Kontakt während des Einsatzes scheint das zu bestätigen:
«"Uii – sorry, da ist mir heute morgen ein Abfallsack gerissen, ich wollte das noch wegmachen» meinte eine Frau, leicht zerknirscht, als ich einen leeren Joghurtbecher und ein paar Papierli einsammelte. Ein Mann meinte, eigentlich sollte man das viel öfter tun, so Zeugs einfach aufheben und in den Eimer schmeissen. Sybil Schneider (von Schreiber vs. Schneider), die das im Alltag praktiziert, wie Sepp und ich eben auch, hat dafür sogar ein wunderschönes Wort, das ich euch hier als Anregung mitgeben möchte:
Macht Karmayoga!
Dass sich das auszahlt, hat unsere jüngste Sammlerin erfahren: Sie ist neu stolze Besitzerin eines knuffligen Plüschtierchens, das nach einem Waschgang wieder wie neu aussehen wird.
Wir anderen wurden natürlich auch belohnt: Auf Kosten der Gemeinde durften wir uns bei Maier mit einem Kaltgetränk, Sandwich oder Wähen und Kafffee stärken.
Und nächstes Jahr, so hoffen Sepp und wir, die wir dabei waren, sind es hoffentlich ein paar mehr, die mitmachen. Ich jedenfalls notiere mir bei meinen Aufgaben, dass ich den Aufruf in die Zurzipost-Redaktionssitzung mitnehme.
Fazit:
Gewogen haben wir nicht, was wir eingesammelt haben. Jedes von uns 10 brachte aber sicher 2 bis 3 Kilo Abfall zurück, darunter, neben den bereits erwähnten Zigarettenstummeln (bei Sepps Tochter alleine waren das 224, die hat nämlich wirklich gezählt!), eine zerbrochene Tony-Marshall-CD, eine angebrochene Flasche Wein, jede Menge Flaschen, Dosen, Snackpapier etc.
Und ein Foto in der Botschaft, auf dem Your's Truly etwas derangiert in die Linse kuckt.
Liebe Gemeinde, meine Gesässmuskeln würden sich nächstes Jahr glaub über einen Greifer freuen :-)
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