Tag der offenen Tür im Generationenhaus

Es ist schon eine Weile her, dass ich im Rahmen meines Mandats zur Baudokumentation im Rohbau des neuen Generationenhauses war.

 

Natürlich habe deswegen auch ich, als Privatperson (nicht mehr im Auftrag der Stiftung) am Tag der offenen Tür teilgenommen. Hier meine Eindrücke:

 

Eins vorne weg: Das Interesse am neuen Alters- und Pflegeheim war riesig. So riesig, dass die Organisation teilweise ins Wanken geriet: Zu gross waren die Gruppen, welche auf die geführten Touren geschickt wurden, zu eng die Zonen vor den Aufzügen, wo sich mehrere Gruppen kreuzten und durchmischten. Da rächte sich dann auch, dass keine Begleitperson die Gruppen von A bis Z begleitete, die man sich hätte merken können: Die Gruppen wurden von Posten zu Posten weitergereicht. "Da waren wir doch schon?" – "Wo sind jetzt die anderen?" – "Mir reicht's, ich will hier raus!" waren nur einige der Stimmen …

 

Dabei gaben sich die Angestellten vom Pfauen wirklich Mühe! Ein einladender Apéro stand beim Eingang bereit, man konnte Wasser mitnehmen auf den Rundgang, Fragen wurden geduldig beantwortet. Nur bei Kommentaren zur Fassade machte sich eine gewisse Gereiztheit breit:

 

"Fassadenfarbe und -struktur hat der Denkmalschutz bestimmt!"

 ... und darüber mochten die Leute dann wirklich nicht mehr diskutieren. Ansonsten aber wurden Fragen kompetent beantwortet. Man merkt, dass sich die Leute mit ihrem neuen Arbeitsplatz auseinandergesetzt haben – und sich auch grosse Mühe geben, den bisherigen Bewohnerinnen und Bewohnern vom alten und neuen Pfauen den Wechsel so leicht wie möglich zu gestalten. Auf den ersten Blick scheint das leicht zu fallen:   

 

Hell, freundlich, barrierefrei

So präsentiert sich die Mietwohnung mit Service, die wir als Erstes besichtigen. 12 davon gibt es, von 52 bis 62 m2, wenn ich das richtig verstanden habe. 11 davon seien bereits vermietet. Sie alle verfügen über eine Kochecke, ein barrierefreies Bad, ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Auf dem gleichen Stock gibt es pro Wohnung eine Art Kellerabteil als Réduit, eine Gemeinschaftswaschküche, einen Gemeinschaftsraum mit Küche, Salonecke und Fernseher sowie einen Balkon.

Auch die Zimmer auf den Pflegestationen sind einladend und freundlich eingerichtet; die grossen Fenster mit dem französischen Balkon (der eben keiner ist) lassen viel Licht herein; das Bad ist barrierefrei; es stehen zahlreiche Gemeinschaftsräume zur Verfügung.

 

Gross sind die Zimmer allerdings nicht und ob ein Elektro-Rollstuhl ins Bad passt, erscheint mir fraglich …  Immerhin gibt es auch ein riesiges Gemeinschaftsbad mit einer High-Tech-Badewanne!

 

 

Zimmer zum Schlafen und zur Pflege

Dass die Zimmer neben Garderobe und Kleiderschrank, Bad und Pflegebett nur wenig Raum lassen, wo ggf. ein gemütlicher Lesesessel oder ein kleiner Tisch  mit zwei Stühlen hingestellt werden könne, sei Absicht. Hier sollen die Bewohner schlafen und gepflegt werden – wohnen sollen sie aber in der Gemeinschaft. Scheint auf den ersten Blick bestechend. Wer aber, wie ich, den grössten Teil des Lebens alleine gelebt hat (abgesehen von meinen Katzen), dürfte von so viel Gesellschaft eher überfordert sein. Die würde mir aber quasi aufgezwungen, denn selbst Balkone gibt es nur in den Gemeinschaftszonen.  Etwas Rückzug wäre allenfalls im Lichthof möglich, im Raum der Stille – und auf der Demenzstation im Snoezelzimmer, das mir sehr gut gefallen hat. Überhaupt: 

 

Die Demenzstation beeindruckt

Viel Platz zum Herumgehen, extra Sicherungen (z.B. beim Kochherd im Gemeinschaftsraum), ein Erlebnisraum mit unterschiedlichen Materialien, zum Berühren; grosse Fenster mit Sicht auf Küche oder den Pétanqueplatz, eine grosse, gesicherte Terrasse … Letztere wirkt, da noch nicht begrünt, ein wenig wie ein Käfig. Die Struktur der Laube ist aber sichtbar, sie dürfte ähnlich lauschig werden wie die Rebenlaube beim Schwert.

 

Nett finde ich die Namen der Abteilungen:
Rappenschnabel, Chilebückli, Hörnli und Rhytalblick :-)

 

 

Wie schon beim Alten Pfauen hat mich auch der Bereich Aktivierung  erneut beeindruckt: Mit wenig Materialien, aber viel Fantasie und Ermutigung, werden hier tolle Sachen entstehen, welche die Bewohnerinnen und  Bewohner selber nutzen, verschenken oder verkaufen können. 

 

Einen riesigen Sprung nach vorne machte die Wäscherei

Hier dürfen sich die Angestellten über massiv mehr Platz freuen, eine optimale Trennung von Schmutz- und Reinwäsche, die so weit geht, dass die Maschinen auf der einen Seiten mit Schmutzwäsche befüllt werden – aber von der anderen Seite hier entleert. Eine moderne Maschine erlaubt das schnelle "Nämelen" der Kleider, eine Ecke für kleinere Flickarbeiten steht ebenfalls zur Verfügung.

 

Und was bietet die Küche?

Essen und Trinken sind im Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner naturgemäss sehr wichtig. Eine moderne Grossküche und das motivierte Team bieten hier beste Voraussetzungen – und, da die Küche von aussen einsehbar ist, auch etwas Unterhaltung. Am Tag der offenen Tür wurden wir mit Hörnli und Ghacktem, samt Apfelmus, verwöhnt, und durften uns erst noch eine Glace holen.

 

Ein paar Fragen bleiben

  • Wieso sind die Sofas in den Gemeinschaftsräumen alle so tief und haben nur eine halbe Rückenlehne? Mit meinem Knie ist da Hinsetzen und Aufstehen jetzt schon ein Problem – und ich bin noch nicht mal 60! Und ja, es gibt auch Sessel mit hoher Rückenlehne; aber viel höher ist deren Sitzfläche leider auch nicht ...
  • Wieso gibt es kaum Handläufe? Zwischen sicherem Gang und Rollator gibt es doch oft noch eine Zwischenstufe?
  • Wieso ist die Signaletik so diskret? Einer der Besucher, der die Führung vorzeitig abbrechen wollte, fand den Ausgang erst nach langem Suchen …
  • Vor allem aber: 
    Wie kann es passieren, dass die Lifttür einen Gast (nicht ich, jemanden aus der Gruppe) schmerzhaft einklemmt? Mag sein, dass ich aufgrund des kürzlichen SBB-Unfalls etwas empfindlich reagiere, aber da hätte ich einen besseren Schliessschutz erwartet. Natürlich werden die Lifte im Alltag nicht so vollgestopft sein wie am Tag der offenen Tür. Andererseits dürften die Bewohnerinnen und Bewohner des Generationenhauses ja eher langsam unterwegs sein und könnten vom Schliessen der Tür überrascht werden.  Hoffe, da wird nachgebessert!


Fairness muss sein:

Gestern konnte ich diese Fragen niemandem stellen, zu gross war das Gewusel. Ich werde den Link aber natürlich weiterleiten und den Post ergänzen, sobald ich Antworten erhalte.

 

Würdest du hier leben wollen?

Zugegeben, die Frage beim Mittagessen, auf der Terrasse, hatte mich etwas überrumpelt. Noch bin ich zu jung und zu fit, als dass ich das in Erwägung zöge. Und ganz ehrlich: Wir alle hoffen natürlich, dass wir möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben können. Vielleicht mit Unterstützung  von Spitex und so … aber immerhin. Und doch: Irgenwann wird  der Punkt erreicht sein, wo das eben nicht mehr geht. Und ja, dann würde ich, trotz der genannten Bedenken, wohl gerne hier einziehen. Weil ich dann immer noch in meiner vertrauten Umgebung wäre; vielleicht mit Rollator oder Rollstuhl ins Höfli oder auf den Markt schleichen könnte; aus dem Fenster den Pétanquespielern zusehen – im Wissen, dass ich hier bestens betreut werde.

 

Impressionen vom Tag der offenen Tür

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